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Kleines Fest im Großen Garten 2017

Von Schwerelosigkeit, faszinierender Gelenkigkeit und zauberhaft tierischen Begegnungen

13.07.2017 [sh] Im Frühjahr waren sage und schreibe 304.000 Bestellungen für das Kleine Fest im Großen Garten eingegangen, jedoch ist das Kartenkontingent auf 3.500 Besucher je Abend begrenzt. Nun ging am vergangenen Sonntag in Hannover die 32. Saison des Kleinkunstfestivals mit rund 50.000 begeisterten Besuchern und 14 Vorstellungen zu Ende. Es waren Abende voller spritziger Comedy, atemberaubender Akrobatik, lustiger Clownerie, mitreißender Pantomime, zauberhafter Maskerade sowie unzähliger märchenhafter Momente. Auch wir waren vor Ort und bei strahlendem Sonnenschein ließen wir uns den Zauber des Festes um die Nase wehen.

Reges Treiben herrscht an diesem Donnerstag auf dem Vorplatz. Die glücklichen Karteninhaber versammeln sich bereits vorm Eingangstor zu den großen Festwiesen, bepackt mit Bollerwagen, Picknickdecken und allerlei lukullischen Leckereien. Auch vor der Abendkasse windet sich noch eine lange Schlange mit weiteren Kleine Fest-Fans. 200 von Ihnen erhalten so noch kurzfristig eine Einlasslegitimation. Drinnen gilt es ein Plätzchen zu finden, um das traditionelle Picknick zu zelebrieren und sich bei Musik und dem Tanz der Teatro Pavana „Colori“ auf den Abend einzustimmen. Prinzessin von Barocko und ihr Kammerdiener Eugén kommen des Weges und sinnieren über das Fehlen von Eleganz und Erlesenheit des heutigen Tafelgeschirrs. Auch Frau Huber ist mit ihrer klugen, wie neugierigen Henne Anneliese unterwegs, die für so manches Leckerli vom Weg abkommt.

Nach der Begrüßung durch Schirmherrn und Initiator Herrn Böhlmann öffnet sich der große Garten und die Besucher strömen zu den Bühnen. Auch ich schließe mich an, erblicke dann aber im Strom einen Ruhepol. Fans, der kleine Clown, sitzt auf dem Weg und lässt die Besucher an sich vorbeiziehen. Hier ein schüchternes Lächeln, da ein fragender Blick. Frans trifft mitten ins Herz, ohne Worte.

Der erste Weg führt mich zur Bühne von Filage, einer Truppe aus Zirkusartisten und Musikern, welche mit ihrer faszinierende Show aus Artistik, Akrobatik, Jonglage, Musik und einem Trampolin die Zuschauer begeistert. Momentan kein festes Ziel vor Augen lasse ich mich weiter treiben. Auf meinem Weg begegne ich einer neugierigen Meerjungfrau, die ihr Lebenselement verließ, um den Zauber des Festes selbst zu erleben. Magisch auch der neu eröffnete Brunnen mit seinen drei kessen Manneken Piss, die es sich zum Spaß machen, den Besuchern unerwartete Abkühlung zu verschaffen. Während man sich in Claudia Schnürers Vorlesezimmer der Lyrik hingibt, Martine aus Recycling Papier phantasievolle Kopfbedeckungen kreiert und die niederländischen Haute-Couture-Zauberinnen Jet und Marie Kleidungsstücke der Gäste in Unikate verwandeln, wetzen Barbiere schon die Messer und verhelfen so manchem Herrn zu glatter Gesichtshaut.

Auf den Bühnen geht es weniger darum, dass Erscheinungsbild der Besucher zu verändern, sondern sie zum Lachen und Staunen zu bringen. Yann Yuro hackt auf sympathische Art die Erinnerungen und Träume seiner Zuschauer, Entertainer Detlef Winterberg überrascht mit einer Mischung aus Komik, Körperbeherrschung und fesselnder Mimik und auch Herr Niels weiß mit imaginären Kräften zu spielen und die Schwerkraft zu überlisten. Die Schwerkraft scheinen auch die Patagonier Ana und Martin ausgehebelt zu haben, sie begeistern mit ihrer Paarakrobatik zu Boden und in der Luft. Auch Jochen Schells dynamische Kreisel faszinieren und Cie en Plein Vol ziehen mit ihrer temporeichen, akrobatischen Show die Massen in ihren Bann. Schnell, akrobatisch und feurig geht es mit der Show der Jambo Brothers weiter, die wie auch in den vergangenen beiden Jahren mit ihren atemberaubenden Stunts und ihrer Bühnenpräsenz den Platz vor der Bühne bis in die hintersten Reihen füllen und für wahre Begeisterungsstürme sorgen. Ich wandle weiter und lasse mich kurzerhand von Bartos extremen Bewegungsspielraumes einfangen. Mit seiner Kombination aus brillanter Clownerie, berührender Pantomime und Akrobatik versetzt er in Staunen.

Staunen ernten auch die Tukkersconnexion, die in diesem Jahr mit ihren riesigen Fischen auf den Wegen des Gartens unterwegs sind und in die fantastische Mensch-Maschine-Welt von Jules Vernes einladen. Dass Geometrie nicht nur graue Mathematik ist, beweisen Art Tremondo mit ihren farbenprächtigen Digaudi. Kreis, Dreieck, Viereck und die quirlige Spirale mischen sich unter die Festbesucher und bezaubern mit ihrer Neugier. Hornaffe Max und Porter sind zwar eigentlich auf der Suche nach einem geeigneten Zoo als neue Bleibe, erleben aber doch lieber Abenteuer im Großen Garten. Getreu dem Motto „Lebe lieber ungewöhnlich“ zieht die Katzenfamilie des Scharniertheaters die Aufmerksamkeit auf sich, denn statt einer fröhlichen Mäusejagd steht hier dann doch eher das Gassi gehen mit Mäuserich Manfred auf dem Tagesplan.

Die Sonne steht mittlerweile tief und nach so vielen Begegnungen und Erlebnissen braucht es dringend eine Pause. Die orientalischen Leckereien und die entspannte Atmosphäre der Mokkamaker geben nicht nur neue Energie sondern laden zur Entschleunigung ein. Letzteres könnte allerdings auch Cindy gebrauchen. Die allerdings wird von den eleganten und selbstverliebten „Dami“ zum Putzen und Staubwedeln genötigt. Mit Putzen kennen sich auch Hermann und Henriette von Comiccasa aus. Von den Zuschauern bei ihrer Arbeit überrascht, zweckentfremden sie ihre Reinigungsutensilien und kreieren mit Pümpel und Mülltonne eine witzig charmante und akrobatisch anspruchsvolle Darbietung.

So kurzweilig die Darbietungen und einprägend die Begegnungen, so schnell jedoch vergeht die Zeit. Das Gros der Besucher hat sich mittlerweile schon einen guten Sichtplatz ergattert, um dem großen Finale beizuwohnen. Herr Böhlmann leitet den letzten Programmpunkt des Abends ein, versammelt noch einmal alle Akteure um sich und dankt allen Mitwirkenden, Sponsoren, Beteiligten und Besuchern aufs Herzlichste, bevor ein fulminantes Feuerwerk den Garten und den Nachthimmel in bunte Farben taucht.

Auch von uns ein aufrichtiges Chapeau an alle Beteiligten. Das Kleine Fest im Großen Garten verzaubert jedes Jahr aufs Neue und lässt den Alltag verblassen. Getreu dem Motto „Nach dem Festival ist vor dem Festival“ beginnen nun die Planungen für das kommende Jahr. In der Zeit vom 10. bis 29. Juli 2018 werden die Herrenhäuser Gärten sich wieder in das magische Wunderland des Kleinen Festes verwandeln. Dann, wenn hektische Bewegungen in der Ferne die Neugier entfachen, die Augen strahlen und interessante Geräusche und herzliches Lachen durch den gesamten Garten hallen.

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